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2007-07-01 20:08:01
Country Music Förderpreis Finale in Nürnberg am 27. April 2007

Spekulationen über mögliche Gründe würden keinen Sinn machen und nichts an der Tatsache ändern, dass das diesjährige Finale des CMFP einen derart traurigen Besuchermangel hatte. Sicher hat jeder, der nicht dort war, auch die Berechtigung für seine Entscheidung. Für die Veranstalter, die Helfer und letztlich auch die Musiker war die Enttäuschung über das fehlende Interesse nachvollziehbar groß. So war es also eine erlesene Anzahl an Gästen, die die Chance wahrgenommen hatten, über 4 Stunden lang mit qualitativ hoch angesiedelter Live-Musik beschenkt zu werden. Auch, wenn die erste Band – die Song Dogs aus Berlin – die berechtigte Frage aufkommen ließen, was sie dazu bewogen haben mag, an einem Contest für Country Music teilzunehmen. Sicher sind Folkpop und Amerikana im weitesten Sinn Teilbereiche dieser Sparte, die aber auch einer dafür zugetanen Hörerschaft bedürfen. In Nürnberg war die Resonanz doch eher verhalten, was für mich selbst aber weniger am Musikstil, sondern zum einen an der schwierig zu verstehenden Artikulation von Sänger Florian Fritsch lag, zum anderen an der fehlenden Offenheit der gesamten Band. Davon abgesehen aber boten die Song Dogs virtuos gespieltes, überwiegend eigenes Songmaterial. Nachdem sie sich damit entlang der Toleranzgrenze der Country-Fans durch ihr Set bewegt hatten, folgte zum Abschluss Family Reserve von Lyle Lovett, was als klitzekleine Wiedergutmachung gewertet werden kann.
Richtiges Wohlfühlen kam dann bei Joshua Carson auf, mit dem erstmalig einem Solisten der Sprung ins Finale des CMFP gelungen war. Und da gehörte er auch hin, denn die Lebendigkeit, die er allein mit Stimme und Gitarre zu vermitteln vermochte, ließ das Fehlen einer Band im Hintergrund in keinster Weise relevant werden. Auch er präsentierte größtenteils eigene Stücke, die er erfrischend ehrlich, doch mit Achtsamkeit kommentierte und somit auch charakterlich überzeugte. Seine Balladen I Can Fly oder Leavin´ Tonight ließen den Saal zu angenehmer Stille kommen, ebenso wie Garth Brooks´ She´s Every Woman. Obwohl Joshua aus Bad Schwartau kommend den Norden der Republik vertrat, hatte er im Publikum deutlich die meisten mitgereisten bekennenden Fans. Spätestens nach diesem Auftritt hat er sicher noch ein paar mehr!
Der Geist der Country Music hatte nun die Herrschaft übernommen. Zwar wurde ihm diese zwischendurch noch durch einen Line Dance-Auftritt der „Buckeroos“ aus Nürnberg streitig gemacht, konnte ihn jedoch niemals ernsthaft gefährden. Denn aus dem Münsterland kam nun die Reinkarnation des Modern Country: Die sechsköpfige Band The Cradle zog mit Perfektion kompromisslos und ohne auch nur die geringste stilistische Abweichung ihre musikalische Linie durch, packte in ihren Auftritt die Ikonen der neuzeitlichen Country Music und ließ die Verbindung zum Publikum keine Sekunde locker. Brad Paisley, Darryl Worley, Keith Urban, Vince Gill, Lonestar... die lebenden Best Of der American Billboard Charts, ein einziger, vom dominanten Spiel der Steel Guitar getragener Hochgenuss. Und wer dachte, dass da Walking In Memphis von Mark Cohn ja jetzt nun überhaupt nicht rein passt, der wurde eines Besseren belehrt. Denn auch aus diesem Song kreierten The Cradle ihre individuelle Version, als hätte es nie eine andere gegeben. Hier stimmte aus meiner Sicht einfach alles!
Der letzte Act dieses Final-Abends begann mit amerikanischer Root Music vom Feinsten. Die Familien-Formation Simple Union aus München, starteten zunächst traditionell und noch glaubhaft fröhlich. Der Focus war gewollt auf die beiden Schwestern Carina und Anja gelenkt, die auch optisch den ersten Eindruck erweckten, als sei der Stil der Formation klar eher den früheren Jahrzehnten der Country Music zuordenbar. Doch dann setzte bei mir die Verwirrung ein... Dire Straits, Shania Twain, Texas Lightning, John Denver... ja, was denn nun? Flexibilität ist angebracht, jedoch begab sich Simple Union für mich auf ein zu breites Terrain, es fehlte die klare Richtung. Um das multiinstrumentale Talent der Schwestern zu unterstreichen, wurde von E-Gitarre über Keyboard zu Banjo und Fiddle gewechselt. Dabei hätte man ihnen auch so geglaubt, dass die frühkindliche musikalische Förderung durch die Eltern Früchte getragen hat. Die Aussagekraft der Band ist jedoch deutlich, Können gepaart mit Ehrgeiz und auf jeden Fall jenseits der breiten Masse.
Tja, und da ging´s einem im Publikum dann wie zu Hause am Sofa, wenn man „Wer wird Millionär?“ schaut. Die Antwort für einen selbst ist doch sowas von klar. Für jeden persönlich mag das stimmen. Die Jury jedoch war vor die schwierige Aufgabe gestellt, den persönlichen Geschmack völlig außen vor zu lassen und nach anderen Kriterien zu werten. Wie immer waren es Vertreter der führenden deutschen Country-Magazine Music Eagle, Western Mail und WHEEL sowie der Presse und des Rundfunks, die ihre Eindrücke von den Künstlern über die drei Final-Konzerte hinweg zu filtern und schließlich zur Einigkeit zu bringen hatten.
Während diese sich für die für sie wohl schwerste halbe Stunde zur Entscheidungsfindung zurück zogen, baten WHEEL-Chefredakteur Herbert Arnold und sein Kollege Heinz Haffki, die wie immer die professionelle und humorvolle Moderation des Abends inne hatten, alle beteiligten Musiker zur Session auf die Bühne. Joshua Carson wandelte sich hier vom grandiosen Solisten zum ebenfalls perfekten Bandleader bei Don´t Rock The Jukebox. Noch ein paar Songs, um die Spannung zu mildern, bis die Jurymitglieder den Pokal sowie die Einladung zum Country Festival in Silkeborg/Dänemark übergaben. Der Sieger des Country Music Förderpreises 2007 kommt wie schon im Vorjahr aus dem Süden Deutschlands und heißt Simple Union!

Bettina Granegger - 7/2007

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