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2008-12-03 11:15:04
CMM 2008 Nürnberg - Ursache und Wirkung

Zum dritten Mal nun fand sie statt, die Country Music Messe in Nürnberg. Von allem etwas – Konzert, Austausch- und Kommunikationsforum, ein Platz, Geschäfte abzuschließen. Das Konzept hat sich bewährt, das System ist ausgereift und dies sorgte nicht nur bei den beiden Veranstaltern (WHEEL und Western Mail) für eine gewisse Entspannung, sondern war auch insgesamt während des gesamten Wochenendes spürbar. Die Grundstruktur beibehaltend, war jedoch auf die Anregungen von Gästen und Musikern eingegangen worden. Ihr Motto „an einem Strang ziehen“ hatten Herbert Arnold und Kai Ulatowski, die Herausgeber der beiden Country-Magazine, also umgesetzt. Ohne sich dabei zu verbiegen, denn ein gewisses Eigenvertrauen ist nötig, wenn man eine Veranstaltung dieser Größenordnung verwirklicht. Ein in den Vorjahren manchmal kritisierter Faktor, das Bluebird Café sei ohne Flair und von unzureichender Größe, wurde aufgegriffen und das räumliche Konzept so verändert, dass das visuelle und akustische Ergebnis außergewöhnlich ist. Ein Ort, an dem mit Stimmungen experimentiert wird. Die Bühne, auf der der Künstler wie nirgendwo anders gnadenlos pur seinem Publikum gegenüber tritt und jeglicher Störung die Chance genommen wird, die Spuren zu zerstören, die er schafft. Wertvolle Auftritte, beispielsweise von Stu Stringer (GB), Marty Wolfe, Frankie Raydell & Son (GB), Andy Keinath, Rascal & McLane oder Michael Lonstar (PL) waren dort zu erleben. Und beeindruckende Verknüpfungen von Musikern, die sich mehr oder weniger spontan zusammen fanden, wie bei den Darbietungen des überragenden amerikanischen Fiddlers Aaron Till, der neben seiner Partnerin Tabea Anderfuhren (CH) auch Sebbo und Mountarillo (Sebbo & Bört Förster) begleitete und hierfür respektvollste Verehrung verdient. Mit Konzerten wie diesen war nicht zu rechnen und man mag auch hinterher noch nicht glauben, dies wirklich gehört zu haben, so perfekt war es. Während das Bluebird Café also das verborgene Herz der Messe ist und die gedämpfte Bedächtigkeit dort ihren Platz findet, lebt das ganze auch durch die Gegensätze. Die Stars & Stripes-Bühne beheimatete wie immer die großen Bands, die sich tendenziell dazu berufen fühlen, oft ganz superfeine, manchmal auch härtere Country Music vorzubringen. Wo mehrere Leute zusammenarbeiten, braucht es viel Konzentration und die Gabe, Lässigkeit zu bewahren, ohne überdreht zu sein. Viele kriegen es hin, einige weniger, doch war in diesem Jahr ein Trend bemerkbar, der sich distanziert vom oft bizarren Irgendwie-Auch-Country, hin zum gepflegten Stil mit klarer Richtung. Viele scheinen vermehrt den traditionellen Weg zu gehen, wie Texas Heat oder Rebound (CH). Oft waren aber auch moderne Klänge zu hören, z. B. von Travis Truitt & Friends, den Greyhound Doctors, Michelle Conner & Far From Home, Texas Rooster oder Amarillo. Ganz extravagant zeigten sich The Runaway Brides aus Berlin. Die Damen enterten die Bühne mit Schwung und Schwerelosigkeit und legten eine herrlich farbenfrohe, zwischen Rockabilly und Country ausbalancierte Show hin. Kleinere Unperfektheiten, wie der nur schwierig in den Griff zu bekommende Sound in der großen Halle, werden in Zukunft möglicherweise noch in Angriff genommen werden, um eine größtmögliche Zufriedenheit aller zu erreichen. Der ewig unzufriedene und sich vernachlässigt fühlende Teil der Country-Bevölkerung scheint diesmal ohnehin zu Hause geblieben zu sein. Wer da war, konnte zuhören. Nach Aussage des Veranstalters blieb die Anzahl der Besucher stabil, was wiederum zeigt, dass das Projekt CMM nun einen Status erreicht hat, der gefestigt ist und dadurch alle entmachtet wurden, die Zweifel hegten. Der Schwerpunkt liegt wieder bei dem, was dem Ganzen seinen Namen gibt – Country Music. Die Aussteller bilden den Rahmen, der die Vielfältigkeit abrundet. Da wir leider nicht, wie im Herkunftsland USA, nur das Radio oder den Fernseher aufdrehen brauchen und auf das Country-Angebot zugreifen, ist die Pflege der wenigen Medien, die sich diesem Musikstil widmen, umso notwendiger. Das Team von Countrymusic24 sorgte gewohnt professionell und gelassen für die Live-Übertragung der Messe im Internet. Dabei stets neutral und ohne Wertung, mit gleicher Zuwendung für alle Künstler, ob auf der Haupt- oder auf der Countrymusic24-Bühne. Die aussterbende Rasse der elektronischen Soundveredler feierte dort zwar noch ab und zu ein Revival, doch die Entwicklung verlief in den letzten 3 Jahren glücklicherweise ganz eindeutig davon weg. Egal, mit welcher Erwartung ein Gast auf die CMM kommen mag, es ist spürbar, dass der Anspruch höher und gleichermaßen parallel dazu die Qualität des Gebotenen gestiegen ist. Alle Beteiligten, ob vor, auf oder hinter der Bühne, waren sich über die Tatsache im Klaren, dass es nur zusammen funktionieren kann. Dieses Bewusstsein, das schon lange im Innern vorhanden war und nur noch ruhte, fand nun Umsetzung. Als sich nach dem ersten Tag die Türen schlossen und der Großteil der Besucher und auch Künstler die Meistersingerhalle verlassen hatten, ergriffen einige die Initiative und organisierten eine spontane Session. Diese Umsetzung von Begegnung und des Miteinanders erhöht die Unabhängigkeit von solchen, denen die Fähigkeit dazu fehlt. Die Messe ist Teil eines Netzwerks von Menschen geworden, die ihrer Überzeugung folgen, die Werte, die in Country Songs besungen werden, auch zu leben. Die Wirkung liegt auf der Hand und mehr kann man sich nicht wünschen.

Bettina Granegger - 11/2008

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