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35 Jahre Squaredance bei "Border U-Turn Back"

Von Amerikanern 1967 gegründet und von Ilse und Fritz Lippert nach Auflösung der Hof Air Base weitergeführt, gehört der inzwischen in Martinlamitz beheimatete Squaredance Club zu den dienstältesten in der Bundesrepublik. Dem Anlass entspre-chend war auch die Würdigung durch die offizielle Vereinigung auf nationaler Ebene EAASDC, vertreten durch den Präsiden-ten Rainer Scheiblich und den Herausgeber des "Squaredance Bulletin" Hannsjörg Pade aus Frankfurt, die mit einem komplet-ten Square angereist waren. Abordnungen aus ganz Bayern, Sachsen, Thüringen und sogar Tschechien überbrachten gute Wünsche, Blumen, Urkunden und Geschenke und würdigten damit das Engagement von Ilse Lippert, als Caller mit ihren Tanzansagen wichtigste Person und treibende Kraft, die von Ehemann Fritz als Präsident über die letzten 30 Jahre bestens unterstützt wurde. Die außergewöhnliche Kontinuität und die fortwährende Ausbildung neuer Tänzer, zum Teil über die Volkshochschule, würdigten deren Vertreter Peter Graser und Schwarzenbachs Bürgermeister Alexander Eberl, die beide mit ihren Gattinnen den bunten Tanzabend bis zum Ende verfolgten, sich gerne von den Insidern den Ablauf erläutern ließen und sich ins goldene Vereinsbuch eintrugen. Dies hatten vorher schon exakt 150 aktive Square-Tänzer aus etwa 30 Clubs getan und mit ihren Standarten die Wände des hellen, freundlichen und mit Girlanden geschmückten Saals verziert - ein herrliches Bild bot auch die Bühne, die das Martin-lamitzer Banner und neben der Jubiläumszahl 35 noch die Flaggen Bayerns und der USA zierten, schließlich kommt der Squa-redance ja von dort, wenn auch viele einzeln Elemente von den europäischen Einwanderern dorthin mitgebracht wurden und somit das Gerüst bildeten für viele der über 100 Figuren, die ein Caller ansagt und vom Square, sprich vier Paaren im Quadrat aufgestellt, gelaufen oder getanzt werden. Die festliche Kleidung, Petticoats unter Röcken in allen Farben an den Ladies, schwarz und weiß vorherrschend bei den Gentlemen - so spricht auch der Caller seine Gefolgsleute an - ist obligatorisch und Tradition. Turnschuhe sind verpönt und Hüte bleiben an der Garderobe, denn wenn die Damen gedreht werden wird´s eng und bei manchen Figuren heißt´s auch den Kopf einziehen. Vor dem gemeinsamen Abendessen - die Küche des Turnerheims war bestens vorbereitet - zeigten die Vereine "Weaving Twins" aus Konradsreuth und "Border U-Turn Back" den Showtanz "Salty Dog" und für viele Interessierte gab Sabine Opel einen Kurzkurs im Linedance zum "Bootscootin´Boogie" - eine Tanzart, die in den USA vor allem junge an Countrymusik interessierte Leute anspricht, zu flotten, rockigen Rhythmen zu tanzen, weil dort der traditionelle Squaredance inzwischen fast nur noch Seniorensport ist und mit Oldtime-Country verknüpft. Im Gegensatz zu Europa, sagt der Verbands-Präsident, wo verhältnismäßig viele Junge Interesse zeigen und weil, so pflichtet der Caller des Konradsreuther Clubs, Joachim Kroll bei, speziell im Landkreis Hof an einigen Schulen Kurse laufen und so immer wieder Nachwuchs den Weg in die Vereine findet. Er weist auch hin auf den erzieherischen Aspekt des Squaredance, zu dem außer einer gewissen Höflichkeit auch Tugenden wie Pflichtbewusstsein, Pünktlichkeit, Teamgeist und Verantwortlichkeit gehören - genauso sieht es Ilse Lippert, die als ehe-malige Pädagogin in die gleiche Kerbe schlägt - sie war es schließlich auch, die Squaredance in der Region hoffähig machte und den Boom auslöste. Ihr "Grand March" leitet den offiziellen Teil des Abends ein, nachdem am Nachmittag schon viel geübt wurde an den Stan-dard-Figuren, die es ermöglichen überall auf der Welt nach den gleichen Ansagen zu tanzen, die allerdings in unterschiedliche Schwierigkeitsgrade wie "Mainstream", mit etwa 60 und "Plus", mit zusätzlichen 50 Kombinationen eingeteilt sind und sich noch steigern können zu "A", wo die Könner zuhause sind. Gute Laune war allgegenwärtig und lauter fröhliche Gesichter blickten erwartungsvoll dem englischen Caller Paul Bristow entgegen, der schon am Vorabend in Martinlamitz zu Gast war und sich als Könner seines Fachs erwies und mit Präzision aus dem Kopf seine Kommandos formulierte, gebettet meist in klassische Countrysongs, Pop-Oldies von Abba bis Zappa und New Country, abwechslungsreich eben und mit feiner, variabler Singstimme immer nahe am Original, egal ob es sich um Songs von Johnny Cash, Elvis oder Alabama handelte. Seinen britischen Humor setzte er dort ein, wo sich Paare verheddert und Squares verknotet hatten und die Beteiligten bei "Ping-Pong-Circulate" wie verirrte Tischtennisbälle herum schossen, bei "Pass the Ocean" am liebsten im Meer versunken wären oder beim Kommando "Recycle" sich nicht mehr sortieren konnten - ohne Pein-lichkeit für die Betroffenen, denn erstaunlicherweise war selbst nach den vielen Stunden vollster Konzentration die Fehlerquo-te erfreulich niedrig und die etwa hundert reinen Zuschauer, die auf ihren Stühlen außen herum saßen, brauchten nicht mit Beifall geizen, ob der gezeigten Spitzenleistungen. Sehr angetan vom Martinlamitzer Club und von Caller Paul Bristow zeigten sich die Gäste aus Prag, deren Chef Jiri Rogale-wicz bei Siemens arbeitet, hervorragend Deutsch spricht und den Briten schon bei der European Squaredance Convention erlebt hat und ihn für den besten seines Fachs hält - das bestätigen sicher auch der volle Terminkalender des Profis aus Ruislip bei London, der in ganz Europa ein gefragter Mann ist und die vielen verschiedenen Tonträger, von der guten alten Schellack-platte über Kassetten und CDs mit eigenen Titeln, die er über seine Firma "Sting&Snow Records produziert und vertreibt. Dass er gerne hierher zum Club kommt und sich wohlfühlt merkt man, so Ilse Lippert, wenn er Jodler in seine Songs einbaut oder seine Spezial-Verwirr-Ansagen macht mit Ja- und Nein-Optionen für die Tänzer - er schafft es auch diesen Gordischen Knoten zu entwirren und somit die Squaredance-Philosophie auf beste Weise zu bestätigen und zu demonstrieren: Jeder darf mit Jedem - ein Schelm wer Böses dabei denkt - und am Ende kehren doch alle zu ihren ursprünglichen Partnern heim und verneigen sich höflich und sein "Bow to your partner - bow to your corner" beendet den Ausflug und ein "Thank you" unisono und laut von den 18 Squares zeigt ihm und allen, wie man die Anstrengungen zu schätzen weiß. Applaus an den Caller, den er an die Verantwortlichen Ilse und Fritz Lippert weitergibt und sein Angebot, falls jemand mal nach England kommt ihn auch ganz gewiss zu besuchen, kann man ihm unbesehen abnehmen und zeigt, dass es unter den Tänzern familiär zugeht und dass er genau der Richtige war für diese großartige Jubiläumsveranstaltung des Squaredance Clubs "Border U-Turn Back" - eine echte Gala des Tanzes, der Garderobe und der Gefühle.

Hans-Jürgen Keuser - 12/2002

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