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2009-07-13 20:51:24
Dale Watson & DogGone

Untermeitingen, 20 Juni 2009
Dale Watson, dessen Star-Wert nicht an Chart-Erfolgen, sondern vielmehr an seinem Kult-Status zu messen ist, war zurück im Four Corners. Dieser Mann macht süchtig auf unerklärliche Weise. Viele haben noch nicht mal seinen Namen gehört. Andere vergöttern ihn. Dazwischen dürfte nicht viel liegen. Ein Phänomen vielleicht, wie man es bei Johnny Cash kannte, der zu Lebzeiten die Verehrung in Country Music, Punk, Rockabilly, Rock und weit über sämtliche Sparten hinaus erfuhr, posthum dann leider im Massensumpf ausgeschröpft wurde. Ich bete, dass Dale Watson eine derartige kommerzielle Vermarktung für die Ewigkeit erspart bleiben möge und seine Musik niemals so weit abgleitet, dass sie von Radiostationen rauf und runter gespielt und von mittelmäßigen Unterhaltungsbands gecovert wird. Sein geradliniger hitzig-verwurzelter Texas Honky Tonk geht keine Umwege und soll nur denen allein gehören, bei denen sich die Distanz zu dieser Kultur komplett aufgelöst hat.
Wie Dale Watson selbst bestätigt, hat er immer den Pfad verfolgt, der ihn mit Zufriedenheit erfüllte. Seine Arbeit spiegelt seine Lebensphilosphie. Wild, unabhängig, animierend. Sich im Tanz bewegende Paare vor der Bühne machen ihn glücklich. Line Dancer nicht. Tanzen ist für ihn soziale Kommunikation zwischen zwei Menschen. Alles andere wird lediglich höflich toleriert, „live and let live“ meint er nur. Der deutsche Autor Franz Dobler schreibt dazu in seinem Buch „Auf des toten Mannes Kiste“: „... Line Dancer sind in Texas in vielen Lokalen unerwünscht. Der echte Texaner findet das blöd, der echte Texaner schnappt sich’n Mädel und tanzt richtig. Eine Bar ist kein Gym und Tanzen kein Sport.“ Richtig.
Was dies betrifft, war die Welt an jenem Abend heil. Wie er sich aber im Verlauf entwickeln sollte, konnte zu Beginn niemand abschätzen und selbst die unglaublichsten Vorstellungen und vielleicht Hoffnungen reichen da nicht heran. „The Four Corners has been our home for many years now“. Damit sprach Dale Watson offen auch sein volles Vertrauen aus. Der Vorschlag, DogGone aus England als Opener zu engagieren, war im Vorfeld zwar kurz von seinem Management überprüft worden, die Umsetzung jedoch dann komplett in die Hände der Macher vor Ort gelegt worden. Eine noch relativ unbekannte, frische Band, deren Honk-A-Billy Music ins Gesamtkonzept passen würde, klang okay, da konnte im Grunde nichts schief laufen. Dieses Angebot war für Bandleader Frankie Raydell und seine Musiker momentan auch erst mal Lohn genug. Ihr Idol zu treffen, seinen Auftritt zu eröffnen, diesen Traum zu realisieren, war für sie die höchste Ehre. Eine Stunde gute Show machen, sich selbst akzeptabel präsentieren und dann das Konzert von Dale Watson genießen. Davon waren sie ausgegangen. Doch es sollte unvermittelt anders kommen.
Im Lauf des Nachmittags hatten sich beide Bands kennen gelernt, zunächst natürlich über Musik gefachsimpelt und dabei unwillkürlich das tiefe Dahinter entdeckt. Die Episoden und Geschichten, die sie sich erzählten, hatten zu einer Annäherung geführt, die über den Job hinaus ging und die sie später mit dem Publikum teilten.
Nach Dale´s erstem Set mit seinen Lonestars beschloss er, DogGone nach der Pause mit auf die Bühne zu nehmen, um gemeinsam den Song zu machen, der beide Bands verknüpft – Exit 109. Er übernahm die komplette Koordination des Umbaus, den Kontrabass wollte er zusätzlich dabei haben sowie je eine zweite Snare Drum und Steel Guitar! Aus einem geplanten Lied wurde eine Show von weit über 2 Stunden Dauer. Wie auch zum Schluss finden, wenn sich die totsicheren Insignien des gegenseitigen Verstehens abzeichnen und am Ende nur noch Bewunderung steht? Hochgepeitschte Honky Tonk-Stimmung eine verwirrende heiße Mischung, die den gesamten Raum ergriff. Die Bemühungen der anderen, mit Dale Watson´s erhöhtem Tequila-Konsum Schritt zu halten, schlugen eher fehl. Diese edle Art der Unterhaltung obliegt ihm allein, denn nur er beherrscht es, niemals die Linie zu überschreiten. Diese Nacht hatte keinen eigentlichen Höhepunkt. Jeder einzelne Ton war eine Explosion, über Stunden hinweg kompromisslos, elektrisierend bis ins Innerste.
Mit Abstand betrachtet erscheint es mir, als wäre hier das Rückgrat der Country Music gefestigt worden. Das klingt jetzt konstruiert, jedoch braucht es möglicherweise solche Ereignisse, um den Ursprung zu begreifen. Womit nicht behauptet sei, dass alles Moderne automatisch schlechter ist und irgendwo in den 60ern hängen bleiben soll. Es ist ja Gott sei Dank so, dass wir auch in Europa genug Künstler haben, die innerhalb der Grenzen der Country Music experimentieren und ihre Bereiche abtasten. Eine einheitliche Regelung gibt es nicht. Dale Watson aber wäre nicht Dale Watson, wenn er von seinem selbst definierten Ideal abweichen würde. Authentischer geht es nicht.

Bettina Granegger - 6/2009

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