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Die Superstars der deutschen Countrymusik

Seit 1992 werden von der German American Country Music Federation die herausragenden Künstler jährlich geehrt. In Zu-sammenarbeit mit der Bayreuther Firma Semmel-Concerts war man diesmal der Einladung des Mitteldeutschen Rundfunks in die Erfurter Messehalle gefolgt und hatte so, neben wirksamer Radio- und Fersehwerbung, eine Prunk- und Glitzerbühne sowie eine ansprechende Gästekulisse mit über 3000 gutgelaunten und mitgehenden Besuchern - mehr als jemals zuvor. Mehr denn je hatte sich aber auch die Jury auf die deutschsprachige Schiene der amerikanischen Musikart eingelassen und stieß so diejenigen vor den Kopf, die sich nach positiven Ansätzen im letzten Jahr mehr Vertreter dieses Genres erhofft hatten. Damals waren mit den Bellamy Brothers(Hall of Fame Award), Ashley Jay, Teresa und Sherrie Austin, zumindest im Show-teil etliche Namen aus dem Ursprungsland der Countrymusik zu Gast. Die ausschließlich Insidern bekannte Rattlesnake Annie war das einzig Amerikanische mit einem einzigen traditionellen Song und auch Hermann LammersMeyer, der einen Ausblick auf seine neue CD gab. Dass die momentanen Verfechter des modernen New Country wie Silverwood, Nighthawk oder die Cripple Creek Band nicht erschienen waren, durfte nicht verwundern, denn als Lückenbüßer sind sie wahrlich zu schade. Eingebettet in ein buntes Showprogramm waren die Ehrungen in zwölf Kategorien - für die Lobesreden nach amerikanischem Muster hatte die GACMF die Intendanz des MDR und thüringische Politprominenz bemüht wie den Landrat von Schmalkal-den und den Innenminister. Die wohl fundierteste und originellste Laudatio hielt sicher Amerika-Kenner, Autor vieler Sachbü-cher und Romane, Countryfachmann Tom Jeier für Urgestein Larry Schuba, der den Medienpreis einheimste für seine Radio-sendung im SFB. Die Gesamtmoderation lag in den Händen von Uwe Hübner(ZDF-Hitparade), der als Fernseh-Erprobter keine Mühe hatte, den Anforderungen der MDR-Aufzeichnung gerecht zu werden und sein Publikum routiniert führte, wenn es galt, Szenenbeifall zu wiederholen, auch wenn die Hauptpersonen schon längst von der Bühne verschwunden waren. Er versuchte immer wieder, seinen besonderen Bezug zur Countrymusik zu betonen - eine Spur zu oft vielleicht. Er lobte Gunter Gabriels Sozialkritik und Ehrlichkeit in seinen Liedern, sein Engagement als "Working Class Hero" und überreichte ihm die stilisierte goldene Gitarre für sein Album "Gunterwegs". Gunter Gabriel versprach so zu bleiben, wie er sich selbst schon immer sah, als Fürsprecher der Unterprivilegierten und verwies gleichzeitig auf seine Vorbilder Elvis Presley, Johnny Cash und Freddy Quinn - der sollte an diesem Abend noch eine Hauptrolle spielen, nach den regulären Preisverleihungen. Diese sahen die gleichen Protagonisten wie seit Jahren: Sänger des Jahres wurde Tom Astor - zum 10. Mal in 11 Jahren - der ebenfalls nominierte Mark Bender aus der Oberpfalz hat eben keine Lobby. Als Gruppe lag Truck Stop vorne - wie seit 1996 schon. Nur als Sängerin hatte - nach Jill Morris(93-98) und Linda Feller(92,1999-2001) diesmal verdientermaßen Gudrun Lange aus Augustusburg die Nase vorne und nicht nur die, wie die Garderobe schwerlich verbergen konnte - die tiefe Verbeu-gung zeigte, wo die hübsche Rothaarige ihr Stimmvolumen herholt. Gefühlvolle, positive Lieder mit Tiefgang sind ihr Metier und deutsche, für jedermann verständliche Texte sind ihr wichtig in ihren vielen eigenen Liedern. Mit ihr kann sich auch keine der anderen nominierten Damen messen, weder Katja Kaye noch Linda Feller, die allerdings eine großartige Vorstellung in Begleitung von Studenten der Musikhochschule Leipzig ablieferte und zeigte, dass ihre Stimme zu mehr als Schlager-Country taugt, sondern auch zu ernsten und feierlichen Tönen bestens harmoniert. Entertainer des Jahres 2002 wurde, der im Jahre 2000 in die "Hall of Fame"(Ruhmeshalle) aufgenommene Österreicher John-ny Hill, bekannt aus dem Fernsehen mit seiner "Km 330"-Sendung, dem ersten TV-Country-Programm überhaupt. Ihm war auch die Laudatio vorbehalten für das neue "Hall of Fame"-Mitglied Freddy Quinn. Stilgerecht besang Johnny Hill den Le-bensweg und Aufstieg des "Jungen von der Waterkant", der auch im Jahr nach seinem 70. Geburtstag jung und taufrisch wirkt auf der Bühne, wie auch im persönlichen Gespräch hinter den Kulissen. Freddy Quinn war sichtlich zu Tränen gerührt und sein Kniefall war die Dankesgeste eines wirklich Großen für ein großes und großartiges Publikum, das mit Standing Ovations spontan den Moment zelebrierte und Gespür für Gefühle deutlich zeigte. Als einer der wenigen bei dieser GACMF- Veranstaltung bekennt er sich zum Purismus, was Countrymusik und englische Sprache angeht, erklärt aber gleichzeitig, dass für diejenigen, die amerikanische Texte nicht verstehen, zumindest die Gefühls-ebene durchaus genügen kann. Die meisten der deutschsprachigen Bands sahen dies anders und verwiesen immer auf die Notwendigkeit deutscher Texte - die German American Country Music Federation folgt paradoxerweise diesem zweifelhaften Dogma gerne, indem sie fast nur solche Künstler auszeichnet, die dieser Vorgabe treu bleiben. So erhielt Truck Stop auch den Ehrenpreis für die beste Single "On the Road" und den Super-Award für das kommerziell erfolgreichste Album "Wilde Reiter". Keine Gefahr auf lange Sicht droht den Urvätern von den Newcomern im Beiprogramm. Am meisten verwundert die Auszeichnung für Sally Carter - kaum ein Countryfan kannte den Namen - und ihr Vortrag eines an Seichtigkeit kaum zu unterbietenden Schnulzentextes wurde nur durch die exzellente Hausband etwas aufgewertet. Was allerdings einen, der amerikanischen Countrymusik verschriebenen Künstler wie Tim Allen dazu bewegte, auf diese Linie einzuschwenken, kann man nur ahnen – ihn hier vorzuzeigen hieß ihn vorzuführen. Vorgeführt fühlten sich sicher auch die New-Country-Fans, deren Spektrum absolut außen vor blieb. Der Internationale Super-Award ging an Shania Twain und der Pioneer-Award für Renate Stein - sie sorgt dafür, dass US-Country bei uns schnell zu haben ist - zeigt, dass man zumindest über den Tellerrand hinausschaut und das "American" im Namen nicht ganz zu Unrecht steht. So blickt der Thüringer Ministerpräsident Dr. Bernhard Vogel in seinem Beitrag zur Fest-schrift auch etwas weiter und bezieht sich auf Gemeinsamkeiten mit den USA, nicht ohne jedoch mit Lokalpatriotismus auf die Lokalmatadorin Linda Feller hinzuweisen, die diesmal leer ausgegangen ist - das wird, wie man die GACMF kennt, sicher beim nächsten Mal nicht wieder passieren. Zumal schon jetzt heraus zu hören war, dass die Messehalle am MDR-Gelände auch für die Zukunft Heimat dieser Veranstaltung werden soll, nicht zuletzt um der Countrymusik Medienpräsenz zu sichern. Ein 90-Minuten-Bericht von der 3-Stunden-Gala wurde am 8. März um 22 Uhr im MDR-Fernsehen gesendet und für Fans der amerikanischen Schiene lief am 22. März "Music City USA" - der MDR beweist auch hier Weitblick.

Hans-Jürgen Keuser - 3/2003

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